Unter der Rubrik "Hannes fragt nach" gibt es einige Erfahrungsberichte, Statements & Tipps von Stars zum Thema Mobbing.

Fußballprofi Nils Petersen spricht in seinem Buch "Bank-Geheimnis" nicht nur über seine faszinierende Lebensgeschichte, sondern auch offen über die mentale Gesundheit und seine Erfahrungen.

Lieber Nils, in Deinem Buch sprichst Du offen darüber, dass Du Dir psychologische Hilfe gesucht hast. So aufwühlend diese Zeit war: Was hast Du dadurch für Dein Leben / Deine Einstellung mitgenommen / gelernt?


Die wichtigste Erkenntnis war das Eingeständnis, dass etwas nicht stimmt. Wenn einem das dann wirklich bewusst wird und nicht mehr zu negieren ist, dann ist professionelle Hilfe nicht nur legitim, sondern zumeist auch notwendig. 

Welche Tipps würdest Du anderen Betroffenen geben, die in einer ähnlichen Situation sind?

Wichtig ist die Einsicht, dass man nicht alles stemmen und immer funktionieren muss. Und wenn man sein Umfeld beobachtet und sortiert, Leute meidet, die einem ein schlechtes Gefühl vermitteln, an sich selbst merkt, was gut tut und was eher nicht – dann ist der Weg geebnet.

Comedian Chris Tall ist in ganz Deutschland auf den großen Bühnen zu Hause. Tausende Menschen bringt er immer zum Lachen. Chris habe ich ein paar ernste Fragen zum Thema Mobbing gestellt:


Chris, Du hast ja selbst schon Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Wie hat sich das angefühlt?

Ein klassisches Mobbing-Opfer war ich Gott sei Dank nie. Auch in der Schule stand ich irgendwo in der Mitte. Zwischen Opfer und den Coolen. Wenn ich z.B: Bonbons hatte, durfte ich bei den Coolen sein, sonst meistens nicht. Ich war auf jeden Fall immer vorlaut.

 

Was hat sich dabei bei Dir geändert?

Wenn früher in der Schulzeit jemand gemobbt wurde, weil er schwächer war, habe ich hin und wieder aus Angst oder Scham nichts gesagt. Heute ist das anders. Heute würde ich nicht wegsehen.

 

Was sollten Deiner Meinung nach die Zuschauer bei einem Mobbingfall tun?

Es gibt so viele unterschiedliche Fälle von Mobbing, daher kann ich das schwer pauschal sagen. Aber grundsätzlich sollte man sich für den Schwächeren einsetzen.

 

Hast Du einen Rat oder Tipps, was Mobbingopfer tun können?

Sich Menschen anvertrauen, die helfen können. Idealerweise Profis.

 

Wie gehst Du mit Hate im Netz um?

Auch hier kommt es darauf an: Die üblichen Hatersprüche und Kommentare im Netz ignoriere ich in der Regel. Wenn es aber Menschen sind, die ich kenne, dann adressiere ich diese auch schon mal direkt. Oder versuche zumindest, einen vernünftigen Diskurs zu starten. Einfach ekelhafte Hasssprüche ins Netz zu feuern ist widerlich und engstirnig.

Die Heimat von Lukas Staier alias Cossu ist der Schwarzwald. Der Internet- & TV-Star wurde bereits im jungen Alter gemobbt. Heute sind Hass-Kommentare für ihn leider auch keine Seltenheit.

Lieber Cossu, Du kommst (wie ich) aus dem Schwarzwald. Wurdest Du damals während Deiner Kindheit / Jugend auf Grund Deiner Hautfarbe gemobbt?

In der Schule und in meinem privaten Umfeld wurde ich nicht wirklich gemobbt. 

Anders sah das aber auf dem Fußballplatz aus: Da kam es sehr oft vor, dass ich aufgrund meiner Hautfarbe von Gegenspielern oder Fans beleidigt und gemobbt wurde.


Was ist genau passiert & wie hat Dich das Mobbing persönlich verändert?

Es sind oft rassistische und beleidigende Begriffe gefallen. Das hat mich damals schon hart getroffen und ich habe versucht, mir einen Panzer anzulegen. Das klappte leider nur bedingt. Ich stellte mir oft Identitätsfragen: Warum wollen mich andere aufgrund meiner Hautfarbe nicht akzeptieren?

 

Bei Deinen Social Media Kanälen bekommst Du leider vereinzelt Hass-Kommentare. Wie gehst Du damit um?

Anfangs habe ich versucht, darauf einzugehen und wollte mit den Leuten kommunizieren. Ich wollte verstehen, wo der Hass herkommt. Dies hat leider nie zu einem kritischen Diskurs geführt, deshalb ignoriere ich die meisten Hass-Kommentare mittlerweile einfach.


Was sind Deine Tipps für Betroffene?

Erzählt anderen von eurem Leiden. Oftmals sehen Außenstehende gar nicht die Größe des Problems. Aber durch Gespräche werden sie sensibler und achtsamer. Fresst nichts in euch rein, sondern versucht mit Freunden oder der Familie Lösungen zu finden und aktiv gegen Mobbing vorzugehen!

Foto © Dimitri Dell

Fast 4 Millionen Follower bei TikTok & über eine Million bei Instagram.
Social Media Star Lea hat selbst schon Erfahrungen mit Mobbing im Alltag sowie im Netz gemacht:


Liebe Lea, was ist genau vorgefallen?
Ich habe wegen meiner zierlichen Figur damals vor allem sehr viel Hate in Form von Bodyshaming bekommen und wurde oft als Stock oder auch schlimmeres beleidigt. Es fing noch mit scherzhaften Kommentaren an, über die ich zunächst noch selbst schmunzeln konnte wie: "Wenn der nächste Windzug kommt fliegt sie gleich" und wurde dann aber immer beleidigender.

Haben Dich diese Erlebnisse persönlich verändert?
Die Erlebnisse haben mich definitiv geprägt, denn gerade zu Anfang und als Teenager hat man sich die Kommentare ziemlich zu Herzen genommen und ich hatte viele schlaflose Nächte. Das war eine sehr schwierige und auch traurige Zeit für mich.
Heutzutage habe ich gelernt damit umzugehen, habe viel Selbstvertrauen aufgebaut und kann über all diese negativen Kommentare hinwegsehen, denn ich weiß diese Trolls werden immer etwas finden, das sie an Dir auszusetzen haben, worauf sie auch eventuell einfach nur neidisch sind!


Wie gehst Du heute mit Hassnachrichten um?
Ich ignoriere solche dummen Kommentare heutzutage einfach, ich habe es gelernt damit umzugehen und mich auf die Menschen, die mich motivieren zu fokussieren.
Manchmal finde ich die Kommentare, die sich einige Leute ausdenken auch echt amüsant und versuche mit Ihnen darüber zu lachen indem ich sie einfach durch eigenen Content "Hops" nehme :)


Was sind Deine Tipps für Betroffene?
Stecke deine Energie und Zeit in die Menschen, die dich wirklich lieben, unterstützen, die dein Umfeld positiv gestalten anstatt Energie in die Menschen zu stecken, die dich am Boden sehen wollen und Energie rauben!
In den meisten Fällen sind diese Personen selbst Opfer mangelnder Liebe und versuchen dies durch Hass zu kompensieren. Es ist nicht deine Aufgabe, Zielscheibe dieser Menschen zu sein und sobald man das wirklich verstanden hat, kann man sich emotional von den Nachrichten und Worten dieser Menschen distanzieren.


Hast Du eine Ansage an die Hater?
Seit euch der Macht eurer Wörter bewusst, denn Messer können verfehlen aber Worte treffen immer und bleiben auch sehr lange in den Gedanken der Menschen hängen! Nicht jeder Mensch ist so stark und kann mit Hass umgehen, manche zerbrechen daran und das kann schlimme Folgen haben. 

Rewi

Sebastian alias "Rewinside" hat eine klare Message:

"Mobbing ist nicht nur eine Person, gegen eine andere, sondern es ist viel mehr. Mobbing ist eine Geschichte von Mitläufern, Stillschweigern und den Wegschauern. Die, die nicht eingreifen, wenn Hilfe gebraucht ist. Daher mein wichtiger Appell an alle von Euch: Geht offen mit der Thematik um. Erzählt Lehrern, Eltern und Freunden von diesen Problemen. Auch wenn ihr gar nicht selber, vielleicht sogar nur indirekt oder sogar direkt betroffen seid. Jedes offen gesprochene Wort hilft dieser Problematik endlich ein Ende zu bereiten."


MrWissen2Go

Mirko vom YouTube Kanal „MrWissen2Go“ weiß genau, wovon er spricht:

„Ich habe schon öfter mitbekommen, was es heißt, gemobbt zu werden - allerdings meistens auf der Seite derjenigen, die gemobbt haben. Darauf bin ich überhaupt nicht stolz, aber als Jugendlicher hatte ich zunächst keine Ahnung, welche Folgen so etwas haben kann. Erst, als ein Mitschüler weinend zusammengebrochen ist, bin ich zum Umdenken gekommen. Heute schäme ich mich für das, was wir damals gemacht haben und finde es sehr wichtig, ein Zeichen gegen diese Form von psychischer Gewalt zu setzen.“


Johannes Luckas

Der Fitness-YouTuber Johannes hat eine ganz klare Meinung sowie ein Rat zum Thema Mobbing:

"Wir sind früher aus der Schule gekommen und da gab's kein Mobbing mehr - wir waren zu Hause. Heutzutage - Dank Social Media - hat man 24 Stunden non-stop hardcore Cybermobbing. Dank Tellonym und WhatsApp, hört es niemals auf. Mobbing hindert euch daran, Selbstbewusstsein zu entwickeln, das nächste Level zu erreichen und an euch selbst zu glauben. Deswegen rate ich euch: Helft den Schwächeren, unterstützt sie so gut ihr nur könnt, ergreift die Initiative und seid selbstbewusst!"


Millionen Fans auf YouTube & Instagram: Social-Media-Star Dagi Bee spricht offen über das Thema Mobbing & über ihre starke Hate-Phase.


Dagi, Du hast ja leider auch schon Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Was ist genau passiert?

Vor einigen Jahren, in 2015, hatte ich eine starke Hate-Phase. Es ging soweit, dass ich sogar Morddrohungen erhalten habe - und das alles ohne Grund und ohne, dass ich was dagegen tun konnte.

Früher in der Schule war ich diejenige, die zu denen gehalten hat, die von anderen geärgert wurden. Jetzt kann ich noch mehr nachvollziehen, wie schlimm man sich dabei fühlt, und wie wichtig es ist, jemanden zu haben, der sich auf Deine Seite stellt. 


Wie hat dich diese Erfahrung verändert?

Ich bin stärker geworden. In der Zeit ist mir nochmal besonders bewusst geworden, wie wichtig es ist, eine starke Basis zu haben und auf Freunde und Familie vertrauen zu können, die ehrlich zu Dir sind, zu Dir halten und Dir den Rücken stärken. 

Gemeinsam haben wir die Phase überwunden. Alleine wäre es viel schwerer gewesen. 


Wie gehst Du mittlerweile mit Mobbing / Hass im Netz um?

Mittlerweile habe ich mir ein dickes Fell zugelegt und lasse Hass-Kommentare nicht mehr an mich ran. Das musste ich allerdings erst lernen. 


Was sind deine Tipps für Mobbingopfer?

Hole Dir Unterstützung und Rede darüber - Freunde, Familie oder Lehrer. Oft haben die, die andere Mobben, eigentlich nur ein großes Problem mit sich selbst, was sie dann an Dir auslassen.


Dagi engagiert sich auch bei der O2-Kampagne "#LOVEMOB". Worum es dabei genau geht, erfährst Du hier.

Louisa Dellert

Moderatorin, Podcasterin & Moderatorin Louisa wird leider auch immer wieder mit Hass im Netz konfrontiert. 
Ihr Tipp:

"Beweismaterial sammeln und zur Polizei: Wenn ich mich von den Nachrichten oder Kommentaren bedroht fühle, dann mache ich erst einmal ein Beweisfoto davon und wende mich im Anschluss an die Polizei."

Amiaz Habtu

"Ich bin gegen Mobbing, weil ich gegen Menschen bin, die meinen, in ihrer Clique cool sein zu wollen und das Ganze auf Kosten anderer. Mobbing, lasst das! 

Und an all diejenigen, die gemobbt werden: geht raus, wehrt Euch, seid laut.Geht auf Eure wahren Freunde zu. Sie werden Euch helfen. Wenn ihr Angst habt, auf Eure Elten zuzugehen, dann könnt Ihr auch zu Einrichtungen gehen, die Euch professionell helfen. Aber wichtig ist eines: vergesst nie, Ihr seid nicht allein."

"Mobbing ist das Allerletzte."

TV Moderatorin Ruth Moschner hat eine klare Meinung zum Thema Mobbing:

"Ich finde, Mobbing ist das Allerletzte. Wer mobbt, hat selber ein Problem, weil normale herzliche Menschen tun das einfach nicht, dass sie andere Menschen schlecht machen. Und deswegen nehmt es Euch nicht zu Herzen, sondern lasst es an Euch abperlen und schickt diese Mobber, die sowas tun, einfach zurück in ihre Höhle."

Lohnt sich eine Anzeige in einem Mobbingfall?

Rechtsanwalt & YouTuber Christian Solmecke klärt auf:


"Betroffene sollten sich in jedem Fall Hilfe suchen und sich – je nach Einzelfall - an die Polizei, einen Anwalt oder – wenn möglich - an eine Vertrauensperson wenden, die möglicherweise zwischen den Parteien schlichten kann. Wichtig ist auf jeden Fall eines: Das Recht lässt Betroffene nicht allein, sondern ist auf ihrer Seite. Es gibt juristisch schnelle Möglichkeiten, rechtsverletzende Inhalte schnell aus dem Netz entfernen zu lassen und sich gegen Angreifer zu wehren."


Outing & Mobbing

Lea Mirzanli, bekannt aus der Nickelodeon Serie "Spotlight", hat sich vor einiger Zeit öffentlich als lesbisch geoutet. Leider wird Homosexualität und andere Sexualitäten im Jahre 2019 immer noch nicht von allen Menschen akzeptiert. Doch Lea hat überhaupt keine schlechten Erfahrungen gemacht. 

"Es kam mal auf Social Media - aber wirklich extrem selten - ein blöder Kommentar. Aber ich hatte damit nie zu kämpfen, dass ich deshalb nicht akzeptiert werde. Ich glaube tatsächlich, dass es auch einfach eine Einstellungssache ist. Mir ist es völlig egal, was andere davon halten. Wenn Du das gegen die Leute ausstrahlst, dann gehen die auch anders damit um. Wenn Du so ein Angriffsfeld bietest, weil Du selbst eingeschüchtert bist oder Angst hast, dann nutzen das die Leute aus, weil Menschen oftmals gemein sind" - so Lea.


"Ich bin gegen Mobbing, weil keiner wegen seinem Aussehen, seiner Sexualität oder seiner Herkunft fertig gemacht werden sollte!"
Lea Mirzanli


"Lass dir dein schönes Leben von anderen nicht kaputt machen."

Tausende Fans bei TikTok (@enistelaa) und Instagram (@enistelaa). Enis ist in der Social Media Welt zu Hause. Auf seinem Instagram Account bietet er anderen Hilfe an & macht immer wieder auf die Telefonseelsorge sowie auf andere Organisationen aufmerksam. Denn er selbst hat schon Erfahrungen mit Mobbing gemacht.


Lieber Enis, hast Du schonmal Erfahrungen mit Mobbing gemacht?

Tatsächlich ja. Dadurch, dass ich den Namen "Enis" habe, hat es schon im Kindergarten angefangen & hat auch nie wirklich aufgehört. Es ist nur weniger geworden.


Wie gehst Du mit Mobbing / Hass im Netz um?

Es kommt immer darauf an. Ich ignoriere es meistens, aber das kann halt nicht jeder. Am Besten sollte man lernen, darauf zu "scheißen". Ich habe auch lange gebraucht, bis ich irgendwann meinte, dass es so nicht mehr weitergehen kann und habe angefangen es zu ignorieren. Mit der Zeit ist es dann weniger geworden, weil die Personen meist nur Aufmerksamkeit wollten.


Was sind Deine Tipps für Mobbingopfer?

Man sollte unbedingt mit jemanden reden und es nicht in sich "hineinfressen" sowie auch eine Lösung finden (Freunde, Familie, Vertrauenspersonen, Nummer gegen Kummer).

Habe dazu im übrigen auch ein "Probleme"-Ordner auf meinem Instagram Account.


Was ich auch empfehlen kann ist, dass man die Personen ignoriert. Die meisten sind selbst sehr unzufrieden mit sich - deswegen lassen sie es an jemand anderen aus. Meist sind sie neidisch, weil man etwas hat, was die Person eben nicht hat.


Niemals denken, dass man alleine wäre oder sich die Schuld dafür geben. Versuche sowas nicht zu sehr ernst zu nehmen. Du bist toll auf die Art wie du bist & ich habe auch lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass ich mehr Wert bin. Lass dir dein schönes Leben nicht von anderen kaputt machen.

Simone hat ihre Mobber gesucht

STRG_F-Reporterin Simone wurde in der Schule gemobbt. Das Ganze liegt nun schon 20 Jahre zurück. Doch Mobbing hinterlässt Spuren. Vor über einem Jahr hat sie ein besonderes Projekt gewagt. Für ein YouTube Video hat sie sich auf die Suche nach ihren Mobbern von damals gemacht - ein extrem mutiger Schritt! Ob Simone das Projekt bereut hat? Ich habe bei ihr mal nachgefragt:

Liebe Simone, wie sehr hat dich Mobbing in der Jugend und auch noch später belastet?
Mir war ganz lange nicht klar, dass ich gemobbt wurde. Damals gab es diesen Begriff noch gar nicht. Ich dachte, dass das was mir passiert ist, normal ist und jeder diese Erfahrungen in der Schule macht. Erst später habe ich festgestellt, dass das nicht der Fall ist. Ich habe eine Doku über Mobbing gesehen und erst da gedacht: "Oh, ich glaube, ich wurde gemobbt." Und da erst konnte ich einige Sachen einordnen. Ich habe zum Beispiel große Probleme damit Menschen zu vertrauen. Wenn sich zwei Freund*innen von mir alleine treffen und ich erfahre das erst hinterher, habe ich mich immer gefragt, ob die mich nicht dabei haben wollten und ob sie über mich gelästert haben hinter meinem Rücken. Dabei haben sie natürlich das Recht sich alleine zu treffen, wie ich mich auch mit einzelnen Freund*innen alleine treffe. Als ich aber verstanden habe woher das kam, nämlich aus meiner Schulzeit, konnte ich besser damit umgehen. Ich habe diese Gefühle zwar immer noch, aber ich kann sie besser einordnen und mit meinen Freund*innen darüber reden. 

In der Schulzeit, also während es passiert ist, hat es mich sehr belastet. Ich habe mich zu Hause abgekapselt, mit niemandem geredet oder Kontakt gehabt. Ich hatte zum Glück recht viele Hobbies, die nicht mit der Schule in Verbindung standen. Da hatte ich schon noch Kontakt zu anderen Menschen, aber natürlich verbringt man in dieser Zeit die meisten Stunden des Tages in der Schule. Das war schlimm. Ich glaube aber, bei mir hat sich irgendwann so eine "jetzt erst recht" Einstellung entwickelt. Ich wollte die Mobber nicht gewinnen lassen.



Du hast 20 Jahre später Kontakt zu Deinen ehemaligen Mobbern gesucht. Kannst Du das anderen auch raten, um mit dem Thema abzuschließen?

Ich habe für einen Film Kontakt mit meinen Mobbern aufgenommen. Ich glaube, privat hätte ich das nicht gemacht. Es war auch nicht meine Idee, sondern die Redaktion wollte, dass ich den Film aus meiner persönlichen Sicht erzähle - mit der Option auszusteigen, wenn ich es emotional nicht schaffe. Für mich war es gut, den Kontakt zu suchen. Die größten Fragen, die mich beschäftigt haben waren, ob die "Mobber" auch noch daran gedacht haben und warum gerade ich? Das konnten nur die "Täter" selber beantworten. Ich habe gelernt, dass sie aus eigener Unsicherheit heraus gehandelt haben und ich quasi nur zufällig Opfer geworden bin. Und sie haben bestätigt, dass sie auch noch häufiger dran gedacht haben und sich sogar entschuldigt. Ich kann nicht pauschal jedem empfehlen das zu machen. Der Ausgang ist leider bei jedem individuell verschieden. Ich hatte Glück, aber es kann auch sein, dass die "Mobber" ganz anders reagieren und vielleicht wirft einen das dann eher zurück. Ich glaube man sollte ein gutes Sicherheitsnetz an Freunden und Familie und vielleicht sogar professioneller Hilfe haben, falls die Gespräche nicht so laufen, wie man sich das erwünscht hat. 



Hat Mobbing Dein Leben irgendwie beeinflusst oder verändert?

Eigentlich die gleiche Antwort wie bei der ersten Frage :-)

Es hat mich natürlich auch immer beschäftigt, sonst hätte ich wahrscheinlich auch keinen Film über das Thema gemacht. 

Andererseits muss ich sagen, dass es mich auch positiv beeinflusst hat. Ich wurde damals gemobbt, weil ich eine eigene Meinung hatte und mich nicht dem Gruppenzwang ergeben habe. Ich glaube ich bin dadurch auch stärker geworden und habe immer mein eigenes Ding gemacht, egal ob andere es blöd fanden oder nicht. 



Was sind Deine Tipps für Mobbingopfer?

Das Wichtigste ist - was ich erst durch den Film verstanden habe - dass Mobbing nie etwas mit der Persönlichkeit des "Opfers" zu tun hat. Ihr seid nicht schuld. Ihr seid nicht der Grund warum ihr gemobbt werdet, sondern die Unsicherheiten und Probleme der "Mobber" selber sind der Grund dafür. Das war für mich wirklich ein "Aha"-Moment. 
Und wenn ihr gerade in so einer Situation seid, kann ich euch nur raten, redet darüber. Geht zu eurem Klassenlehrer, Sozialpädagogen oder jemand anderem in der Schule, dem ihr vertraut. Redet mit euren Eltern darüber oder mit Freunden, vielleicht geht jemand mit euch zusammen zu einem Lehrer. Und wenn der eine Lehrer nicht hilft, geht zum nächsten. Gebt nicht auf. Und wenn es euch in eurem späteren Leben noch belastet sucht euch auch professionelle Hilfe bei einem Psychologen oder ähnlichem.  

"STRG_F steht für Suchen und Finden.
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